Bewahrung der Schöpfung

Stare putzen ihre Nistkästen selber

KARLSHULD – Seit mehr als 50 Jahren züchtet Manfred Singer Vögel. „Das liegt mir im Blut“, sagt der 66-Jährige, dessen Vater schon Sittiche und Ziertauben züchtete. Gemeinsam mit seinem Züchterkollegen Gerhard Märtl (56) engagiert sich Singer auch für den Vogelschutz. 

Die beiden sind die Nistkastenbeauftragten des Karlshulder Vogelschutz- und Zuchtvereins. Der trägt den Naturschutz nicht nur im Namen, sondern es wird auch aktiv gehandelt, um Gottes Schöpfung zu bewahren. „Es ist nicht mehr so wie früher, man muss heute der Natur nachhelfen“, findet Singer. Keiner wolle den Spatz mehr haben. Tot­holz finde sich kaum mehr, Nistgelegenheiten würden immer weniger. Sobald Astlöcher an einer Birke zu faulen beginnen, und so zu geeigneten Brutstätten werden könnten, werde der Baum aus Sicherheitsgründen gefällt. 

So hat der Verein schon vor mehr als 20 Jahren beschlossen, Nistkästen aufzuhängen. Bestellt wurden 100 Stück in einer Behindertenwerkstätte und im ganzen Gemeindegebiet aufgehängt. Einmal im Jahr machen sich Märtl und Singer mit einem Quad auf, um die Nistkästen zwischen Neuschwetzingen und Grasheim, dem katholischen Friedhof im Osten und dem alten Wertstoffhof im Westen zu überprüfen. In den vergangenen Jahren wurden sie höher gehängt, da es immer häufiger zu Vandalismus kam. 

Seit eine Leiter nötig ist, um an die Kästen heranzukommen, ist das besser geworden. Neben der Kontrolle, ob sie intakt beziehungsweise überhaupt noch da sind, geht es vor allem darum, altes Nistmaterial zu entfernen. Das ist bei Starenkästen nicht nötig. „Die putzen ihre Kästen immer selber“, erklärt Singer, „das ist das Erste, was sie tun, wenn sie im Frühjahr kommen.“ 

Andere Vogelarten bauen einfach ein neues Nest auf dem alten Nistmaterial, bis der Kasten voll ist und nichts mehr geht. Vor allem Feldsperlinge seien da relativ schmerzfrei, wissen die beiden Vogelzüchter. Bald stoßen sie auf einen Kasten, der dem Laien als ziemlich vollgestopft erscheint. Die beiden Experten schmunzeln und versichern, ein Spatz würde darauf wohl noch eine Lage draufpacken, Meisen seien dagegen etwas anspruchsvoller.

Ein Griff hinein und die Ansammlung aus Heu, Moos, Federn, Gräsern und leider auch
Bindegarn für Ballenpressen fällt heraus. Singer greift nach den blauen Schnüren. „Die sind gefährlich für die Vögel“, sagt er und trauert den früheren Hanfschnüren nach, die keine Gefahr für Vögel waren, aber wohl den Ansprüchen moderner Maschinen nicht genügen. 

Die Bilanz am Ende der Tour: Drei Nistkästen sind defekt, zwei davon können repariert werden, einer wird nicht erneuert. 97 Nistkästen waren noch intakt, belegt waren 85 im vergangenen Jahr, davon 58 von Feldsperlingen, 14 von Staren, elf von Meisen und einer von einem Kleiber. Der geht in Kohlmeisenkästen und verkleinert das Schlupfloch, indem er es teilweise mit einer Mischung aus Lehm und Speichel zumörtelt. Nicht belegt waren Blaumeisenkästen, die das kleinste Schlupfloch haben. „Wenn heuer wieder keine kommen, dann nehmen wir eine Feile und machen Kohlmeisenkästen daraus“, sagt Singer. 20 zusätzliche Starenkästen sind bestellt und sollen heuer noch aufgehängt werden. Andrea Hammerl

14.03.2019 - Bistum Augsburg , Umwelt